Datum/Zeit
Date(s) - 06/07/2022
20:00 - 22:00
Veranstaltungsort
Literarisches Colloquium Berlin
Kategorien
Stimmen aus und über Babyn Jar
Lesung: Marianna Kyianovska (Lwiw)
Gesprächspartnerin: Polina Barskova (Berkeley)
Moderation: Susanne Frank
Die deutschen Kriegsverbrechen während des Ostfeldzugs unterliegen wie andere historische Vorgänge einer ständigen Neubewertung, wie die beiden Wehrmachtsaustellungen des Hamburger Instituts für Sozialforschung bewiesen, die vor zwanzig Jahren der Mär der nicht in den Holocaust verwickelten Wehrmacht ein Ende setzte. Zwei der schlimmsten Verbrechen der Deutschen waren die Massenerschießung vor allem von Juden am 29. und 30. September 1941 in Babyn Jar bei Kyiw und die Blockade Leningrads (1941-1944). Nachdem über Jahrzehnte hinweg Gedenken durch Heroisierung oder Verdrängung behindert wurde, entwickeln Literatur, Film und Wissenschaft in den letzten Jahren neue Zugänge zu diesen schwierigen Themen.
2017 erschien die Gedichtsammlung »Babyn Jar. Stimmen« der ukrainischen Dichterin Marianna Kiyanovska, die nunmehr von Claudia Dathe ins Deutsche übertragen wurde. Die gebürtige Leningraderin Polina Barskova beschäftigt sich sowohl als Literaturwissenschaftlerin wie auch als Dichterin mit der Blockade Leningrads. 2020 erschien auf Deutsch »Lebende Bilder« (Suhrkamp, in der Übersetzung von Olga Radetzkaja), deren zentrale Erzählung während der Belagerung der Stadt in der Eremitage spielt. Polina Barskova hat die Babyn Jar-Gedichte von Marianna Kiyanovska ins Russische und zusammen mit Ostap Kin ins Englische übersetzt.
Im Anschluss an die Lesung wird nach dem Potential der Literatur in der Auseinandersetzung mit den über Generationen hinweg wirkenden Traumata gefragt. Und es wird auch der Streit diskutiert, der 2021 anlässlich des 80. Jahrestags des Massakers in Babyn Jar um die Deutungshoheit des Gedenkens in der Ukraine ausbrach, und der Frage nachgegangen, wie der russische Angriff auf die Ukraine die Perspektive noch einmal verschoben hat. Durch den Abend führt die Slawistin Susanne Frank.
Hinweise zum Besuch der Veranstaltungen:
Tickets
Tickets online bestellen:
https://literatur-berlin.tickettoaster.de/produkte/2248-tickets-stimmen-aus-und-ueber-babyn-jar-literarisches-colloquium-berlin-e-v-berlin-am-06-07-2022
8 € / 5 €
Tickets auch an der Abendkasse.
Teilnehmer•innen
Marianna Kijanowska, Polina Barskova, Susanne Frank
Quelle: Literarisches Colloquium Berlin
________________________________
GESPRÄCH
Polina Barskova
Mittwoch, 06.07.2022, 20:00
Literarisches Colloquium Berlin
Am Sandwerder 5
14109 Berlin
Deutschland
Im Rahmen der Veranstaltung »Stimmen aus und über Babyn Jar«
Polina Barskova im Gespräch mit Marianna Kyianovska
Lesung aus Babyn Jar. Stimmen
Moderation: Susanne Frank
Eintritt:
€ 8,- / erm. € 5,-
Weitere Informationen zur Veranstaltung:
Polina Barskova
Lebende Bilder
Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja
Sie weigern sich, im Keller Schutz zu suchen, und harren in der dunklen, zugigen Gemäldegalerie aus, Kälte und Hunger trotzend. Mojsej, 25, und Antonina, 37, sind Mitarbeiter der Leningrader Eremitage, einem der schönsten Kunstmuseen der Welt. Im Winter 1941/42 wird es zu ihrem letzten Zufluchtsort. Anfangs rezitieren sie Gedichte, erzählen sich das Märchen von der Schneekönigin, stellen zwei Rembrandt-Gemälde nach, die aus dem Museum evakuiert werden sollen. Als sie versuchen, sich an ein Lied zu erinnern, versagen ihre Stimmen. Das Lauschen in die Stille hinein, das wiederholte Rufen, Sichvergewissern, ob der andere noch da ist, das auf elementare Bruchstücke reduzierte Gespräch zweier Liebender, erweist sich am Ende als eine »Dokumentation aus Stimmen« authentischer Figuren, die in der Leningrader Blockade umgekommen sind.
Lebende Bilder heißt dieser zentrale Text des Bandes, dem zehn längere und kürzere Prosastücke vorangestellt sind. Alle kreisen sie um Sankt Petersburg als imaginären Ort, auch wenn sie in Lowell/Massachusetts, in San Francisco oder an einem Strom in Sibirien spielen und von Kindheit, erster Liebe und schmerzlichen Verlusten handeln.
Polina Barskovas lyrische Sprache ruft uns, gleichsam durch Raum und Zeit hindurch, als Zeugen mit an die Schauplätze und rückt jedes Erleben in die größere Geschichte ein. In dem Versuch, private Erinnerung und kulturelles Gedächtnis ineinander zu verweben, verweigert sie sich traditionellen Erzählformen – nicht programmatisch, sondern aus einer existenziellen Erfahrung heraus.
Quelle: Suhrkamp Verlag/Insel Verlag
Buchanzeige von „Wer liest wann wo“: Unsere Empfehlungen für Sie!
Direkt über unsere Partnerbuchhandlung findet sich Polina Barskova’s „Lebende Bilder“! Ein Dialog im Winter 1941/1942 in der Leningrader Eremitage!
Verschieden Medien bzw. Formate:
Polina Barskova: Lebende Bilder (eBook (EPUB), 2020) – Osiander.de
Polina Barskova: Lebende Bilder (Buch (Hardcover), 2020) – Osiander.de
Ihre Kaufentscheidung unterstützt die Buchbranche!
Bücher sind Bewahrer des Wissens und das Tor in andere Welten!