07. Mai 2022 in Köln – Maria Stepanova und andere Autorinnen sowie Autoren sprechen im Rahmen von „Poetica 7 – Festival für Weltliteratur“ und der Veranstaltung „ich bin einfach ein aufnahmegerät – Poetry meets Scenery“ über Literatur (Gespräch)


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Datum/Zeit
Date(s) - 07/05/2022
20:00 - 22:00

Veranstaltungsort
Schauspiel Köln, Depot 2

Kategorien


GESPRÄCH
Maria Stepanova u.a.
Samstag, 07.05.2022, 20:00
Schauspiel Köln
Depot 2
Schanzenstraße 6-20
51063 Köln
Deutschland

Im Rahmen von »Poetica 7 – Festival für Weltliteratur« und der Veranstaltung »ich bin einfach ein aufnahmegerät – Poetry meets Scenery«
Maria Stepanova im Gespräch mit Ain Bailey (Großbritannien), Don Mee Choi (USA), Yan Jun (China), Mihret Kebede (Äthiopien), Fiston Mwanza Mujila (Kongo), Carlos Soto-Román (Chile), Anja Utler (Deutschland), Cecilia Vicuña (Chile) sowie der Kuratorin Uljana Wolf (Deutschland) und Ensemblemitgliedern des Schauspiel Köln

Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Englisch statt
Eintritt:
Frei

Weitere Informationen zur Veranstaltung:
https://www.poetica.uni-koeln.de/poetica-7-2/programm/#listen-surprise

Maria Stepanova
Mädchen ohne Kleider
Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja

Mädchen ohne Kleider, Kleider ohne Leute, Ob aus Luft – auch in ihren neuen, so liedhaften wie erzählerischen Gedichtzyklen macht sich Maria Stepanova an die »Reparatur des Lebens«. Auslöser können Zufallsfunde sein: etwa das Foto von einer jungen Namenlosen, nackt auf einer Chaiselongue, dem Auge des Freiers ausgesetzt wie das Wild im Visier des Jägers. Den existentiellen Impuls, Frauen dem pornographischen Blick zu entziehen und sie zu retten, indem sie ihre Schutzlosigkeit in Poesie bannt, spürt man in jeder Zeile. Sie setzt ihre ganze Kunst dafür ein, die Erschütterung in luzide, unpathetische Verse zu bringen.

Immer sind irgendwo Mädchen ohne Kleider.

Immer ist da etwas, das an ihnen frisst.

Immer ist da etwas, das von ihnen bleibt.

Immer ist da etwas für immer vorbei.

Nie mehr wird sie den Holztrottoir betreten,

In der Hand den zitronengelb welken Schirm

Wie ein Sonnenrad, das sich dreht,

Die Straßenfrau bei der Arbeit am Sex der anderen,

Dies ist das einzige Foto von ihr.

Darauf zu sehen: rund wie die Sonne, ihr Hintern.

Maria Stepanova
Nach dem Gedächtnis
Roman
Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja

Liebesgeschichten und Reiseberichte, Reflexionen über Fotografie, Erinnerung und Trauma: In einer dichten poetischen Sprache verwebt Maria Stepanova Fundstücke zu einem Jahrhundert ihrer jüdisch-russisch-europäischen Familiengeschichte.

Maria Stepanova erzählt von ihrer weitverzweigten Familie von Ärzten, Architekten, Bibliothekaren, Buchhaltern und Ingenieuren, die in unzivilisierten, gewaltgeprägten Zeiten ein stilles, unspektakuläres Leben führen wollten. Prädestiniert, Opfer von Verfolgung und Repressionen zu werden, ist es all ihren Verwandten gelungen, die Schrecken des 20. Jahrhunderts zu überleben. Wie war das möglich? Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln durchmisst die Autorin einen Gedächtnisraum, in dem die Linien des privaten Lebens haarscharf an den Abbruchkanten der Epochenlandschaft entlangführen. »Bei allen anderen bestand die Familie aus Teilnehmern der Geschichte, bei mir nur aus ihren Untermietern.«

Maria Stepanova
Der Körper kehrt wieder
Gedichte
Russisch / deutsch. Aus dem Russischen von Olga Radetzkaja

Maria Stepanova war schon vor dem internationalen Erfolg ihres ersten Prosawerks Nach dem Gedächtnis eine berühmte Autorin. Seit zwanzig Jahren hat sie die weltoffene Literaturszene Moskaus mitgeprägt und sich als produktive, experimentierfreudige Lyrikerin einen Namen gemacht, auch im angelsächsischen Raum. Die drei Langgedichte des vorliegenden Bandes, Erinnerungsarbeit in einer sich verdunkelnden Zeit, stehen in der Tradition der russischen und der amerikanischen Poesie der Moderne.

»Die Dichtung, dieses absurde, vieläugige / Wesen mit den vielen Mündern, / Lebt in vielen Körpern zugleich, / Ging durch viele Körper zuvor.« Stepanova lässt die Poesie als handelnde Gestalt auftreten: Wir hören und sehen, wie sie über die Schlachtfelder des 20. Jahrhunderts schreitet, ihr Ohr an die Erde legt, den Boden aufgräbt, in den die Körper der Gefallenen eingegangen sind. Eine zerbrochene Welt wird besichtigt, und jemand ist da, der oder die alle Teile einsammelt, aufliest – sie »liest« und neu zusammensetzt. Ein messianisches Projekt? Maria Stepanova geht es um die politische, die poetische und die erotische Dimension der Körper – und dass sie alle, die toten und die lebendigen, das gleiche Recht beanspruchen: von uns gesehen, von uns wahrgenommen zu werden.

Quelle: Suhrkamp Verlag/Insel Verlag

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Maria Stepanova: Der Körper kehrt wieder – Gedichte (Buch (Hardcover), 2020) – Osiander.de

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