Datum/Zeit
Date(s) - 07/11/2019
19:30 - 21:30
Veranstaltungsort
Literaturhaus Hamburg
Kategorien
Nora Bossong und Jáchym Topol
Lesung
Lesung und Gespräch
Donnerstag, 07.11.2019, 19:30 Uhr
Literaturhaus Hamburg
Schwanenwik 38
22087 Hamburg
Deutschland
Eine Veranstaltung der Körber-Stiftung in Kooperation mit dem Literaturhaus Hamburg
Nora Bossong und Jáchym Topol im Gespräch
Moderation: Gabriele Woidelko
Eintritt:
€ 12,-
erm. € 8,-
VVK über www.literaturhaus-hamburg.de
Weiterführende Links
Weitere Informationen zum Veranstalter :
https://www.literaturhaus-hamburg.de/
Jáchym Topol
Ein empfindsamer Mensch – Roman
Aus dem Tschechischen von Eva Profousová
Inhalt
Eine tschechische Künstlerfamilie, eine Art Living Theatre, gastiert beim Shakespeare Festival in Großbritannien und wird von Brexit-Anhängern aus dem Land gejagt (LEAVE MEANS LEAVE! NO CZECH VERMIN!). Im Campingwagen reisen sie quer durch Europa, gegen den Strom der Flüchtlinge, Richtung Osten. Sie geraten ins russisch-ukrainische Kriegsgebiet, treffen Gérard Depardieu, klauen ihm seinen BMW und machen sich auf den Heimweg nach Böhmen. Ihre Odyssee führt durchs »Labyrinth der Welt« und ins »Lusthaus des Herzens«.
Als »politischer Gegenwartsroman« wurde Topols neuer Roman in Tschechien gefeiert. Er spielt 2015 und nimmt Motive aus seiner mitteleuropäischen 1989er-Road-Novel Die Schwester auf, mit der Topol als junger Dichter berühmt wurde. Damals reisten seine Helden durch eine Landschaft nach dem Ende des Ost-West-Konflikts, die ihnen die Lavabrocken der Vergangenheit vor die Füße schleuderte – alles war in Bewegung, die einst geschlossenen Gesellschaften brachen auf in eine ungewisse, aber lockende Freiheit.
Sprachgewaltig und karnevalesk ist auch Topols heutige Vermessung Europas. Ein Kontinent, der wieder Mauern hochzieht und sich in nationalistische Träumereien verkriecht, während die Suche nach dem Sinn menschlichen Daseins und der eigenen Identität immer weitergeht.
Jáchym Topol
Nachtarbeit – Roman
Aus dem Tschechischen von Eva Profousová und Beate Smandek
Inhalt
Als die Panzer im August 1968 in Prag einrücken, werden der dreizehnjährige Ondra und sein kleiner Bruder Kamil vom Vater aufs Dorf geschickt. In der wilden, von Höhlen, Bunkern und verlassenen Weilern gezeichneten Landschaft unweit der polnischen und deutschen Grenze hat die Familie oft die Sommerferien verbracht. Hier hat Ondra sich im letzten Jahr verliebt, in Zuza, die Tochter des Gastwirts; sehnsüchtig-bang erwartet er das Wiedersehen. Doch die erste Liebe und die Abenteuerwelt der Heranwachsenden werden überschattet von rätselhaften Morden in der Gegend, aber auch von der Prager Geheimpolizei. Sie versucht über die Kinder an den Vater heranzukommen, dessen Erfindung, eine „Wettermaschine“, für die Staatsmacht offenbar höchste Bedeutung besitzt.
Versprengte russische Truppen, die durch den Wald irren, wecken bei den alten Dorfbewohnern die Erinnerung an die Vertreibungen, an die Ermordung von Partisanen und jüdischen Kindern. Die Vergangenheit, unter den Kommunisten offiziell aus dem Gedächtnis getilgt, hat in Schuldgefühlen und Aberglauben überlebt. Als hätte sich die gefrorene Zeit wie eine Lavamasse in Bewegung gesetzt, bricht das Verdrängte in diesen Augusttagen wieder auf. Das Wetter spielt verrückt, dichter Nebel herrscht, eisige Kälte. Ein verirrter Panzer feuert auf das Gasthaus, die Bewohner fliehen in Panik über die Grenze. Ondra und Kamil treiben im Boot durch die Nacht.
In einer irritierenden Mischung aus Realismus und Phantasmagorie verwandelt Topol seinen Schauplatz immer mehr in einen apokalyptischen Raum. „Nachtarbeit“, das bisher beste Buch des bekannten tschechischen Autors, erzählt mit großer Intensität vom Übergang zwischen Kindheit und Erwachsensein und von den Träumen und Ängsten, die den Anbruch einer neuen Zeit begleiten.
Jáchym Topol
Die Teufelswerkstatt – Roman
Aus dem Tschechischen von Eva Profousová
Inhalt
Ein junger Mann flieht aus Theresienstadt. Sein einziges Gepäck: ein Schließfachschlüssel und ein USB-Stick mit den Kontaktdaten reicher Holocaust-Überlebender, die ihn und Onkel Lebo beim Aufbau eines alternativen Erinnerungsortes unterstützen sollten.
Mit »Pritschensuchern« aus der ganzen Welt, jungen Leuten, die im Osten nach ihren ermordeten Großeltern forschen, hatten sie eine Kommune gegründet und mit Kafka-T-Shirts, Ghetto-Pizza und Therapieangeboten der offiziellen KZ-Gedenkstätte Konkurrenz gemacht.
Als die Behörden die anstößige Institution niederwalzen lassen, verhelfen Alex und Maruška dem Ich-Erzähler zur Flucht nach Minsk. In den Dörfern und Wäldern Weißrußlands, der »Teufelswerkstatt«, wo SS-Schergen, aber auch der NKWD gemordet haben, soll er bei der Errichtung einer Gedenkstätte unerhörten Ausmaßes helfen. Verliebt in die schöne Maruška, wird er in eine blutige Erinnerungsverschwörung hineingezogen.
Jáchym Topol, literarischer Enkel Bohumil Hrabals, inzwischen selbst ein Meister der surrealen Groteske, erzählt in seinem dicht und fesselnd geschriebenen Roman vom Kampf um die Erinnerung, die im postsozialistischen Westen an Kommerz und Musealisierung, im Osten an der Unzumutbarkeit des Realen scheitert.
Jáchym Topol
Zirkuszone – Roman
Aus dem Tschechischen von Milena Oda und Andreas Tretner
Inhalt
Im ehemaligen Adelssitz von Siřem, einem Dorf westlich von Prag, kümmern sich Nonnen um verlassene Kinder, die es aus verschiedenen Ländern hierher verschlagen hat. Unter ihnen ist auch der zwölfjährige Ilja. Angeblich haben die Eltern ihn und seinen behinderten kleinen Bruder auf der Flucht außer Landes zurückgelassen.
Der Alltag der Kinder ändert sich jäh, als Volksmilizen das »Heimdaheim« stürmen, die katholischen Schwestern deportieren und unter Leitung des Kommandanten ein von militärischem Drill bestimmtes Leben einführen. Bücher werden verbrannt, die Vergangenheit wird gesäubert und Ilja zum Saboteur ausgebildet.
Als die bevorstehende Invasion der Armeen der Warschauer-Pakt-Staaten angekündigt wird, schließen sich viele der älteren Jungen den Rebellen in der »Siřemer Autonomen Zone« an. Auf einem einrückenden sowjetischen Panzer entdeckt Ilja einen Mann, der sein Vater sein könnte: Hauptmann Jegorow.
Als Dolmetscher und Kartenleser lotst Ilja die Okkupanten durch die verwüstete Landschaft, in der Zwerge, tote Giraffen und Kamele auftauchen: versprengte Teile eines sozialistischen Musterzirkus aus der DDR. Wie schließlich tschechische Einheiten nach Bayern eindringen und einen Dritten Weltkrieg heraufbeschwören, der die »Zirkuszone« auslöschen wird – diese Geschichtsfiktion ist weit mehr als Karneval und Satire. Der visionären Zukunft korrespondiert eine mythische Vergangenheit. Iljas abenteuerliche Jahre fügen sich zu einer Geschichte der tschechischen Nachkriegsepoche, im Zeitraffer erzählt – von den Vertreibungen 1945 bis zum Prager Frühling.
»Topol schreibt aufrichtig, leidenschaftlich, und das gefällt mir.« Cees Nooteboom
Nora Bossong
Kreuzzug mit Hund – Gedichte
Inhalt
Wer braucht noch Ritterromane und Soldatenlieder – die Zeit der Helden ist lang vorbei. Monumente von gestern sind heute gegen Entgelt zu betreten, im Schatten des Mausoleums liegt die Shoppingmall. In Teheran werben Kinder auf Plakaten für das Jenseits, Orient ist nur der Name eines Wiener Hotels. Please hurry, we close!, mahnt ein Soldat im Felsendom, und im Radio sprechen sie nach dem Gebet über Krieg.
Nora Bossong reist in ihrem neuen Gedichtband von der deutschen Provinz übers Mittelmeer ins Heilige Land und weiter, der Zeitsprung ist ihre natürliche Gangart. Erfahrungshungrig spürt sie poetische Szenen zwischen jahrhundertealter Vergangenheit und konzentrierter Gegenwart auf. Fast beiläufig nimmt sie Menschen, Orte, Traditionen in den Blick und beschreibt sie mit subtilem Humor und Feingefühl, ohne ihnen ihre Geheimnisse zu nehmen.
Nora Bossong
Schutzzone – Roman
ORF-Bestenliste
Bestseller in Focus, Stern und Börsenblatt
SPIEGEL-Bestseller
Inhalt
Nach Stationen bei der UN in New York und Burundi arbeitet Mira für das Büro der Vereinten Nationen in Genf. Während sie tagsüber Berichte über Krisenregionen und Friedensmaßnahmen schreibt, eilt sie abends durch die Gänge der Luxushotels, um zwischen verfeindeten Staatsvertretern zu vermitteln. Bei einem Empfang begegnet sie Milan wieder, in dessen Familie sie nach der Trennung ihrer Eltern im Frühjahr 94 einige Monate gelebt hat. Die Erinnerungen an diese Zeit, aber auch Milans unentschiedene Haltung zwischen gesuchter Nähe und schroffer Zurückweisung überrumpeln und faszinieren sie zugleich. Als ihre Rolle bei der Aufarbeitung des Völkermords in Burundi hinterfragt wird, gerät auch Miras Souveränität ins Wanken, ihr Glaube, sie könne von außen eingreifen, ohne selbst schuldig zu werden.
Was bedeuten Vertrauen und Verantwortung? Wie greifen Schutz und Herrschaft ineinander? Wie verhält sich Zeugenschaft zur Wahrheit? Und wer sitzt darüber zu Gericht? Hellsichtig und teilnahmsvoll geht Nora Bossong in ihrem virtuosen Roman diesen Fragen nach – in privaten Beziehungen wie auf der großen politischen Bühne – und setzt den Konflikten der Vergangenheit die Hoffnung auf Versöhnung entgegen.
Quelle: Suhrkamp Verlag/Insel Verlag
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