Datum/Zeit
Date(s) - 21/01/2022
19:30 - 21:30
Veranstaltungsort
Literarisches Colloquium Berlin
Kategorien
Casino: Mythen, Sagen, Viten
VOR ORT und LIVESTREAM
Lesungen und Performances: Sophia Eisenhut, Norbert Lange
Szenische Lesungen: Eleonore Khuen-Belasi (mit Anne Kulbatzki und Christoph Radakovits), Nele Stuhler (mit Irina Sulaver)
Videogespräch: Ann Cotten und Johanna Kapōmaikaʻi Stone
In Zeiten des Umbruchs und der Unsicherheit greifen Gesellschaften und Einzelne oft auf alte Erzählungen zurück. Was können wir in ihnen finden? Trost und Orientierung oder gar Impulse für alte wie neue Probleme? Zu unserem Neujahrscasino haben wir Autor·innen eingeladen, die mit Fort-, Um- und Überschreibungen von Mythen, Heiligenviten oder Sagen an zentralen Fragen der Gegenwart arbeiten: am Verhältnis von Tatsache und Behauptung, an der Neuordnung von Geschlechterverhältnissen, an Problemen der kulturellen Aneignung oder an den Praktiken des Dichtens und Erzählens selbst. Sie variieren Gestalten und Abläufe, beziehen sich auf fiktive historische Figuren oder Traditionen und eröffnen so Räume für Kritik, Widerstand und Schönheit. Vor allem beweisen sie aber, dass sich die ältesten Erzählformen beweglich ans Erforderliche anpassen lassen, um die Gesellschaft und Individuen im Text immer wieder neu zu gestalten.
Eleonore Khuen-Belasi wendet in ihrem Stück »Himmel und Hirn« den Mythos um die Nymphe Kallisto so lange, bis Artemis vergesslich wird, Zeus entmannt ist und Kallisto den Sex bekommt, den sie will. In Nele Stuhlers Stücken »Gaia googelt nicht« und »Gaia rettet die Welt« ist die Schöpfermutter vom Schaffen, Weiterschaffen und ihren eigenen Schöpfungen inklusive der Geschlechter ziemlich platt, anders als Kassandra in Stuhlers »Keine Ahnung« (Korbinian, 2021), die das mit dem Nichtwissen nochmal genau wissen will. In Norbert Langes »Unter Orangen« (Wunderhorn, 2021), das in drei Variationen die Orpheus-Geschichte erzählt, wird die dichterische Selbstdarstellung zum eigentlichen Mythos. Sophia Eisenhuts »EXERCITIA S. Catarinae de Manresa. Anorexie und Gottesstaatlichkeit« (Merve, 2021) entwirft eine Heiligenvita des Körpers als verschütt gegangenem Ursprungstext.
Und vom Pazifik her schickt Ann Cotten ein Gespräch mit ihrer Hawaiianisch-Dozentin Johanna Kapōmaikaʻi Stone über deren Arbeit mit den Mythen ihrer Vorfahren und darüber, wie wir als Abkömmlinge der kolonialen Herrschaftsseite im Annähern an ›ancestral standards‹ von indigenen Perspektiven lernen können, uns im Ökologischen und Zwischenmenschlichen besser zu benehmen.
Hinweise zum Besuch der Veranstaltungen:
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8 € / 5 € (digital kostenfrei)
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Teilnehmer•innen
Norbert Lange, Ann Cotten, Sophia Eisenhut, Eleonore Khuen-Belasi, Anne Kulbatzki, Christoph Radakovits, Nele Stuhler, Johanna Kapōmaikaʻi Stone
Quelle: Literarisches Colloquium Berlin
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