Datum/Zeit
Date(s) - 22/11/2024
19:00 - 21:00
Veranstaltungsort
Gemeindehaus Alte Post
Kategorien
LESUNG
Durs Grünbein
Freitag, 22.11.2024, 19:00
Gemeindehaus Alte Post
Gertrud-Caspari-Straße 10
01109 Dresden
Deutschland
Durs Grünbein liest aus Der Komet
Moderation: Annett Mordt-Stoll
Eine Veranstaltung des Klotzscher Vereins
Eintritt:
frei
Weitere Informationen zur Veranstaltung:
Durs Grünbein
Porzellan
Poem vom Untergang meiner Stadt
»Komm ins Zentrum. Und wo liegt das? Unterm Stolperstein / Dir zu Füßen, tief im Erdreich.« Der hier auffordert, ihm in die Unterwelt, an den Ort der Orte zu folgen, sieht mit dem inneren Auge das glanzvolle und düstere Bild einer, seiner Stadt: er sieht das Augusteische Dresden, den Ursprungsort des weißen Goldes, ein Zentrum des Erfindungsreichtums und Gewerbefleißes, das Elbflorenz der Vedutenmaler und der Flaneure – und er sieht das Dresden der totalen methodischen Zerstörung, den ausgebrannten Skelettbau. Es ist dieses Menetekel, die bis heute nicht gelöschte Flammenschrift auf Dresdens Steinen, die den Dichter nicht ruhen läßt: »Was hätte sein können, wenn …«
Aber diese 49 Strophen errichten kein urbanes Erinnerungswerk, sind weder Hymnus noch Abgesang auf etwas unwiderruflich Verlorenes. Was wäre auch im Wort zu retten von der einst schnee weißen Galatea, den kurvenreichen Porzellanfiguren, den Muscheln und Delphinen? Grünbeins Poem entfaltet sich in der Rückbesinnung auf die eigene Prägung durch Erinnerungen, Berichte, Relikte und Ahnungen. Ein Widerstreit von Trauer und Sarkasmus, Spott, Liebe und Heimweh bestimmt diese Verse, und doch tritt ihr Dichter als Verfasser zurück, geht in sich, hört zu, als Empfänger, Antenne und Traumstation: Stimmen und Kindheitswellen sind es, die ihn von ferne erreichen, Muttersignale und Herztöne, in denen sich seine Frage nach dem Sinn der Geschichte vervielfacht.
Durs Grünbein
Der Komet
Im Mittelpunkt dieses Berichts steht eine Frau aus einfachen Verhältnissen. Es geht um das Leben von Dora W., die aus Schlesien nach Dresden kommt, mit sechzehn Mutter wird und mit fünfundzwanzig den Untergang der Stadt im Bombenkrieg miterlebt. Ziegenhüterin auf dem Lande, dann Ladenmädchen und Gärtnereigehilfin in einer niederschlesischen Kleinstadt sind ihre ersten Lebensstationen, bevor sie in dem Schlachtergesellen Oskar den Mann fürs Leben findet und ihm nach Dresden folgt, um dort eine Familie zu gründen. Eine kurze Zeit ist ihr dort geschenkt; es sind ihre goldenen Jahre, wie es scheint, aber dann stürzt die Perspektive, und es ereilt sie wie alle anderen der Krieg und mit ihm das Ende Dresdens in einer von Großmachtstreben und Rassenwahn vergifteten Gesellschaft.
Mit ihrer Geschichte verfolgt der Autor ein Einzelschicksal im historischen Kontext vor und nach dem Einmarsch des Nationalsozialismus in jedes einzelne Leben. Was macht die Diktatur aus den Menschen, die ihren Anforderungen kaum gewachsen sind und sich recht und schlecht durchschlagen? Dabei gewinnt das Auftauchen des Halleyschen Kometen im Jahre 1910, der Weltuntergangsphantasien befeuerte, eine symbolische Bedeutung für die Vernichtung der sächsischen Metropole im Feuersturm des Februars 1945.
Am Beispiel von Dora W. wird erzählt, wie Geschichte den Geschichtslosen widerfährt, zuletzt als Schrecken und zu späte Einsicht.
Durs Grünbein
Äquidistanz
Gedichte
Durch Geschichte und Gegenwart verfolgt Durs Grünbein in diesem neuen, seinem zwölften Gedichtband seinen Kurs des Poetisch-historischen Gedichts. Als Spurensicherung, Ortsbestimmung versteht der Dichter seine Streifzüge durch Zeiten und Räume, in denen er nicht nur Deutschland, sondern auch dem Gegenpol vieler Deutscher, Italien, und in beiden Ländern sich selbst begegnet. Immer, hier wie dort, kreuzt Vergangenheit den Weg des Wanderers. Durch Mörderreviere führen seine Verse ebenso wie über Lichtungen, zu Tauchgängen im Mittelmeer wie auf gesamtdeutsche Sandpfade und betonierte Magistralen, zwischen Kiesgruben und Flakbunkern, entlang der Ost-West-Achse des unruhigen, wieder mit Kriegen konfrontierten Kontinents. Dass bei solchen Eindrücken der europäische Gedanke ins Spiel kommt – als Realität und Utopie –, wird niemanden wundern, der Grünbein auf seinen Wegen gefolgt ist. »Für alle Fälle kann Dichtung auch das sein: ein Gerät zum Einfangen der Zukunft.«
In seinen Versen verbindet sich die genaue Betrachtung kleiner Dinge mit der feinen Ironie eines Beobachters, dem gerade das unter den großen Themen oft Verschüttete am Herzen liegt. Mit wenigen Strichen ein Gedicht zu zeichnen, ist seine mit den Jahren gereifte Kunst.
Quelle: Suhrkamp Verlag/Insel Verlag
Buchanzeige von „Wer liest wann wo“: Unsere Empfehlungen für Sie!
Direkt über den Verlag oder unsere Partnerbuchhandlung gibt es von Durs Grünbein „Äquidistanz – Gedichte“, „Falten und Fallen – Gedichte“, „Der Komet“ und „Porzellan – Poem vom Untergang meiner Stadt“! Erleben auch Sie poetische wie historische Lyrik und Poesie!
Verschiedene Medien bzw. Formate:
Durs Grünbein: Äquidistanz – Gedichte (Buch (Hardcover), 2022) – buch7
Durs Grünbein: Äquidistanz – Gedichte (eBook (EPUB), 2022) – buch7
Durs Grünbein: Falten und Fallen – Gedichte (Buch (kartoniert), 2022) – buch7
Durs Grünbein: Der Komet (Buch (Hardcover), 2023) – buch7
Durs Grünbein: Der Komet (eBook (EPUB), 2023) – buch7
Durs Grünbein: Porzellan – Poem vom Untergang meiner Stadt (Buch (kartoniert), 2024) – buch7
Ebenso beim Verlag oder bei unserer Partnerbuchhandlung finden Sie von Durs Grünbein „Jenseits der Literatur – Oxford Lectures“! Lesen Sie dieses Werk über die persönlichen politischen Ansichten von Durs Grünbein!
Verschiedene Medien bzw. Formate:
Durs Grünbein: Jenseits der Literatur – Oxford Lectures (Buch (kartoniert), 2020) – buch7
Durs Grünbein: Jenseits der Literatur – Oxford Lectures (eBook (EPUB), 2020) – buch7
Ihre Kaufentscheidung unterstützt die Buchbranche!
Bücher sind Bewahrer des Wissens und das Tor in andere Welten!